Fünf Fragen an Michael Wirz

Oct 27, 2025
Fünf Fragen an Michael Wirz

Michael Wirz, Mediensprecher der Stadtpolizei Winterthur, ist unser Lunchgast im November 2025. Wir haben ihm fünf Fragen zu seinem digitalen Verhalten und den Digitalisierungsprojekten in seinem Bereich gestellt.  

Starten wir mit einer Selbsteinschätzung zu deinem eigenen digitalen Verhalten. Wo bist du im Alltag digitaler unterwegs als die meisten?

Ich arbeite fast papierlos mit OneNote und Miro-Boards, zahle seit Jahren bargeld- und portemonnaiefrei und habe selbst die Hausschlüssel digital ersetzt. Ausserdem war ich sehr früh auf Social Media, vor allem auf Twitter, unterwegs. Generell nutze ich digitale Tools da, wo sie echten Mehrwert bringen: Push-Benachrichtigungen statt Papierpost, Kollaborations-Apps und zunehmend auch KI-Unterstützung für Text, Recherche und Ideensammlung. Wahrscheinlich bin ich damit digital offener unterwegs als viele andere Beamte.

Für welche Angebote wünschst du dir (dringend) eine digitale Lösung?

Eine zentrale Plattform der Stadtbehörden, wo Bürger:innen alles digital erledigen können: Formulare ausfüllen, Termine vereinbaren, Status-Updates von Anträgen prüfen und auf der sie auch wählen und abstimmen könnten. Und auf der auch die unzähligen verwaltungsinternen Prozesse abgewickelt werden können. 

In welchen Bereichen siehst du grosse digitale Chancen für die Region / Stadt Winterthur?

Im Bereich der Mobilität mit smarten Verbindungen und Echtzeitinfos. Oder für den Tourismus mit starkem Auftritt in der digitalen Welt. So könnte sich Winterthur stärker als Kultur und Bildungsstadt positionieren. Zudem sehe ich auch Chancen für die Verwaltung, damit sie ihre Services mit Transparenz, Effizienz und Bürgerzentrierung umsetzen. Nicht zuletzt im Bereich der Nachhaltigkeit: Durch Monitoring und den gezielten Einsatz von Daten könnten Ressourcen zugunsten des Klimas besser genutzt werden.

Was sind deines Erachtens die grössten Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und was benötigt es, um diese zu meistern?

Ich sehe vier grosse Herausforderungen: 

  1. Digitale Ungleichheit. Nicht alle haben die gleichen Geräte, Skills oder Zugang.
  2. Datenschutz und Vertrauen. Viele sind skeptisch gegenüber neuen Tools.
  3. Silo-Denken in Verwaltungen. Wenn jede Abteilung ihre eigene Lösung baut, fehlt die Kompatibilität.
  4. Ressourcen und Fachkräfte. Nicht jede Stelle hat genug Budget oder Know how.

Was es braucht, um dies zu ändern, sind:

  • Bildung und Förderung digitaler Kompetenzen bei allen, jung und alt
  • Gemeinsame Standards mit Open Government Data (OGD)-Zentrierung und offenen Schnittstellen
  • Transparente Kommunikation und klare Regeln zu Datenschutz
  • Kooperation zwischen Stadt, Wirtschaft und Zivilgesellschaft

Was sind digitale Trends, die du als über- beziehungsweise unterbewertet empfindest?

Als überbewertet empfinde ich den Glauben, dass KI sofort alles revolutioniert. Es braucht Innovation, aber auch Regulierung. Und Cryptos – sie sind spannend, aber oft eher Geldverschleiss oder Hype ohne echten Nutzen.

Unterbewertet sind die Chancen der KI für die Verwaltungskommunikation. Wie wichtig digitale Barrierefreiheit und Inklusion sind. Da muss mehr passieren. Und Open Data. Wenn die Stadt ihre Daten aktiv zugänglich macht, entstehen tolle Innovationen.